» zum Schaufenster des Verbandes Deutscher Antiquare e.V.  »

Radierung

(lat. radere = „schaben“). Ein originalgraphisches Verfahren ähnlich dem Kupferstich. Bei der Radierung graviert der Künstler die Zeichnung jedoch nicht direkt in die Metallplatte, sondern überzieht diese zunächst mit einem so genannten Ätzgrund (Wachs, Harz, Asphaltlack o.ä.), in den er dann mit der Radiernadel seine Zeichnung einritzt. Da dies ohne großen Kraftaufwand geschieht, können im Gegensatz zum Kupferstich Skizzen mit leichter Linienführung umgesetzt werden. Danach wird die Platte in ein Säurebad gelegt. An den durch die Nadel freigelegten Stellen greift die Säure das Metall an. Durch Abdecken einzelner Partien mit Ätzgrund und weitere Säurebäder können unterschiedlich tiefe Linien geätzt werden. Je tiefer eine Linie ist, desto mehr Farbe kann sie aufnehmen und umso kräftiger wird sie beim Druck. Vor dem Druck, der genau wie beim Kupferstich erfolgt, muss der Ätzgrund vollständig entfernt werden. Bei Radierungen ist es beliebt, einen ganz feinen Farbhauch auf der Platte stehen zu lassen, so dass auf dem Papier ein feiner Ton (der Plattenton) entsteht.

Raubdruck.

Unberechtigte Nachdruckausgabe, die ohne Wissen des Verfassers und Verlegers erfolgte. Die Bezeichnung Raubdruck wurde erst üblich, nachdem durch die Urheberrechtsgesetze Ende des 19. Jahrhunderts ein Schutz gegen Nachdrucke rechtlich verbindlich geworden war.

Recto

(lat.). Die Vorderseite eines Blatts. Das Gegenteil von verso.

Regesten

(lat.). Auszüge aus Urkunden, in chronologischer Reihenfolge angeordnet. Regesten müssen so abgefasst sein, dass sich das Studium der Urkunden erübrigt.

Regletten.

Beim Schriftsatz nennt man die dünnen Metallleisten, die zwischen die Zeilen gestellt werden, um den Abstand voneinander (Durchschuss) zu erhöhen, „Regletten“.

Reglieren.

Um ein geschlossenes Schriftbild zu erzeugen, wurden in Handschriften Kolumnen häufig durch feine durchgezogene Linien ein gegrenzt, mit anderen Worten: „regliert“.

Reibedruck.

Handdruck von Druckplatten (Holz oder Stein) ohne Verwendung einer Druckerpresse. Das Papier wurde dazu früher auf die eingefärbte Druckform aufgelegt und mit einem Lederballen oder Falzbein angedrückt bzw. angerieben.

Reihentitel.

Gemeinsamer Titel einer Publikationsreihe, deren Einzeltitel in losen Abständen erscheinen und in sich selbstständig sind. Kann auf dem Titelblatt vermerkt oder als zweites eigenständiges Titelblatt beigegeben sein. Für die Werkausgabe eines Autors wird z.B. häufig der Reihentitel Gesammelte Werke gewählt, auch die Bezeichnungen von großen Reihenwerken (Märchen der Weltliteratur, Insel- Bücherei etc.) gelten als Reihentitel.

Reispapier

ist kein Papier im wörtlichen Sinne, sondern ein schneeweißes pflanzliches Material, das im ostasiatischen Raum zur Kunstblumenfabrikation und als Basis für Tusch- und Aquarellmalerei dient. Es wird furnierartig aus dem Mark von Tetrapanax papyreferum (ältere Namen: Aralia papyrifera und Aeschynomene paludosa) geschält. In China ist es etwa seit dem Jahr 300 bekannt, in Europa wird es 1690 erstmals erwähnt. Hier waren Bilder auf Reis - papier besonders zwischen 1850 und 1920 beliebt. Auf Karton oder Pappe montiert, ist es gelegentlich in Alben zu finden. Wegen seiner weichen Oberfläche und der leichten Brüchigkeit ist es sehr empfindlich.

Reliure.

Französische Bezeichnung für Bucheinband, tritt als Fachbegriff in Verbindung mit beschreibenden Zusätzen auf (z.B. Reliure à la Cathédrale = „Einband im Kathedralstil“).

Remarke.

So werden kleine Skizzen, Einfälle (remarque), Bildwiederholungen genannt, die ein Künstler auf dem Plattenrand eines Kupferstichs oder einer Radierung angebracht hat, um einen besonderen Plattenzustand (état) kenntlich zu machen.

Remboîtage

nennt man das Umbinden in einen fremden Einband, um den Anschein eines Einbands der Zeit zu erwecken oder ein wertvolles Werk mit entsprechend wertvollen historischen Einbänden zu versehen. Auch das Wiedereinhängen in die alte Decke nach Auffrischungsarbeiten heißt Remboîtage.

Repertorium

(lat.). Soviel wie Nachschlagewerk.

Retusche

(franz. „Ver- oder Nachbesserung“). Im antiquarischen Sinn bezeichnet Retusche die manuelle Überarbeitung von bereits gedruckten Abbildungen, um besondere Effekte zu erzielen, die mit den zeitgenössischen Drucktechniken nicht erreichbar waren, z.B. der Farbverlauf im Faltenwurf der Kleidung, die als einfache Farbfläche gedruckt und dann per Hand retuschiert wurde. In der modernen Photo graphie bezeichnet Retusche die Überarbeitung von Abbildungen zur Verbesserung der Bildwirkung oder zur Beseitigung technischer Fehler und Mängel, sowohl am Negativ als auch am Positiv.

Rocaille

(franz. „Grottenwerk, Muschelwerk“). Ein besonders im Rokoko beliebtes Ornament, dessen asymmetrisches, spielerisch schwingendes Grundmotiv aus der Muschelform abgeleitet ist. Es ist namensgebend für die Stilepoche des Rokoko.

Rohbogen

 nennt man Druckbogen, die aus der Druckerei kommen und vom Buchbinder noch nicht behandelt sind (ungefalzt, unbeschnitten). Früher war es üblich, einen erheblichen Teil einer Auflage in Rohbogen einzulagern und nur bei Bedarf eine neue Quote zu binden. Werden Rohbogen gefalzt und zusammengetragen, entsteht ein Rohexemplar. Es ist noch immer nicht geheftet, beschnitten oder geleimt. Für bibliophile Drucke war dies früher eine beliebte Form der Auslieferung.

Rollenstempel

(auch Rolle oder Roulette). Werkzeug des Buchbinders, bei dem das Motiv auf einem metallischen Zylinder angebracht ist und so durch Überrollen des Buchdeckels unter Druck fortlaufend eingeprägt werden konnte.

Romabütten.

Sortenbezeichnung (Produktname) eines Papiers aus einer traditionellen italienischen Papiermühle. Lichtechte, farbige Handbüttenpapiere, die gerne für Vorsätze, Interimsumschläge, Überzüge usw. verwendet werden.

Rubrizieren, Rubrikator.

In mittelalterlichen Handschriften und auch in Frühdrucken war es üblich, einzelne Abschnitte durch rote Einzeichnungen oder Zierbuchstaben hervorzuheben. Dies war die Tätigkeit des Rubrikators. In der einfachsten Form handelt es sich um einen senkrechten roten Strich durch den Buchstaben, in der aufwendigeren Form ist es ein größerer eingezeichneter Buchstabe. Tritt dieser Buchstabe durch seine Größe oder weitere Verzierungen hervor, wird er als Initiale bezeichnet. Der Begriff Rubrik hat hier seinen Ursprung.

Rücken.

Der Teil des Buches, an dem der Buchblock bzw. die Bogen zusammengeheftet sind. Als Teil des Bucheinbands verbindet der Rücken die beiden Buchdeckel.

Rückentitel.

Der Rückentitel wird auf den Buchrücken aufgeprägt oder aufgedruckt. Er ist vielfach aus Platzmangel gekürzt oder auch, bei schmalen Buchrücken, längs gedruckt (Längstitel).


 

 

Verband Deutscher Antiquare e.V.

Geschäftsstelle: Norbert Munsch
Seeblick 1, 56459 Elbingen
Fon +49 (0)6435 909147
Fax +49 (0)6435 909148
E-Mail buch[at]antiquare[dot]de